Fin Liegener debütiert mit dem Roman „Mr. Pagani“
„Fachinformatiker für Systemintegration“ – das klingt eher nicht nach Seelentiefe und Lebensintensität. Fin Liegener hat das Adolfinum noch vor der Reifeprüfung verlassen, um seinem Berufsziel nachzugehen. Auffällig geworden ist er 2023 durch seine erste literarische Veröffentlichung.
„‘Eljay, bist du es?‘, fragt mich eine Frau, deren Stimme ich noch nie gehört habe…“ Mit diesen Worten endet das Debüt von Fin Liegener als Romanautor. Die Atmosphäre ist aufgeladen am Ende von „Mr. Pagani“, man ahnt, um wen es geht, und weiß doch noch nicht genug über den jungen Mann mit dem schönen Vornamen und sein Leben, um sicher zu sein. Die Story hat viele Facetten.
Fin Liegener, der schon einige Schulen und Schultypen kennen gelernt hat, lebt noch nicht lange in Bückeburg. „Aber sehr gern“, sagt er in einem Café. Im Roman „Mr. Pagani“ ist eine Eisdiele ein wichtiger Ort. Und ein Restaurant. Zu Beginn der Handlung ist der Ich-Erzähler erst 13, am Ende gut zehn Jahre älter. Den Anfang einer Jugendliebe darf man miterleben, teils im komplizierten familiären Umfeld. Filenia heißt sie. Sie singt, er auch. Man hört es beim Lesen ein wenig. Dass sie gern und oftmals „Idiot“ zu Eljay sagt, bedeutet nicht, dass der Autor sie künstlich aufmotzt wie eine Comicfigur. Das ließe sich eher über Jonny sagen, den Schulfreund. Die letztlich entscheidende Figur aber ist jener titelgebende Mr. Pagani, ein Herr höheren Alters, ein kluger Kopf, ein Einzelgänger.
Sein Geheimnis werden wir hier nicht lüften. Wie Eljay ihm erstmals und dann nicht selten begegnet in einem Restaurant, das zeigt nicht immer eine klare Handlungsführung – also eigentlich wie im wirklichen Leben. Pagani altert, Eljay und Filenia reifen. Viel Lesenswertes an den Schnittstellen!
Fin Liegener hat sein Debüt nicht autobiografisch angelegt. Darauf legt er Wert. Gut, er singt auch, nämlich „mit großer Freude bei den Schaumburger Märchensängern“. Und er ist – ganz wie sein Protagonist – leidenschaftlich an IT interessiert. Doch anders als sich selbst sieht er den Protagonisten nicht als Nerd. Persönliche Erfahrungen seien eingeflossen, etwa in das von Fürsorge geprägte Mutterbild. Auch Verletzungen wie die durch die Trennung der Eltern vor Jahren.
Angefangen hat alles privat mit kurzen Texten, später kamen Verse dazu. Sofort sieht man den Gitarristen vor sich, so cool mit seinem Hut: „Der ist von meinem Vater, der bleibt.“ Der Hut. Der Vater hat die Veröffentlichung als „Print on Demand“ unterstützt. Die Mutter die Arbeit an diesem Werk. Ob Fin länger am Adolfinum geblieben wäre, wenn er noch früh genug den Weg in die Schreibwerkstatt von Gaby Hundrieser gefunden hätte? Gern erinnert er sich an die 15 Punkte in Informatik bei Dr. Maren Wunnenberg.
Es gibt zarte Töne in diesem Buch. Es gibt grelle Bilder. Und unaufdringliche Impressionen. Situationen einer Jugend. Einmal kracht es. So richtig. Funkenflug wäre zu wenig. „Mein erster Kuss hat sich wie eine Explosion angefühlt.“
Volkmar Heuer-Strathmann