Richard Wagners letztes Musikdrama „Parsifal“ wird zurzeit im Stadttheater Minden durch die Nordwestdeutsche Philharmonie unter der musikalischen Leitung von Frank Beermann aufgeführt. Die Musikkurse der Jahrgänge 11, 12 und 13 durften mit ihren Lehrkräften O. Dziemba, A. Bergmann-Thiel und A. Maiwald am 5. September die Generalprobe erleben. Für die allermeisten der 50 Schülerinnen und Schüler war es der erste Opernbesuch überhaupt. Die gut zwei Wochen Unterrichtszeit seit Beginn des Schuljahres wurden intensiv zur Vorbereitung auf den knapp fünfstündigen Opernmarathon genutzt. Schwerpunkte waren die auf den mittelalterlichen Roman Wolfram von Eschenbachs zurückgehende Handlung, die die Entwicklung des jungen Parsifal vom „tumben Tor“ zum Gralskönig erzählt, die wichtigsten Leitmotive der Oper, von Wagner selbst als „Gefühlswegweiser durch den ganzen viel gewundenen Bau des Dramas“ bezeichnet, und die szenische Umsetzung zentraler Ausschnitte der Oper, von den Schülerinnen und Schülern durch Standbilder veranschaulicht. So machten sich die drei Musikkurse gut gerüstet und voller Spannung auf die Opernaufführung am Dienstagvormittag gegen 10 Uhr mit dem Bus auf den Weg nach Minden.
Das Theater war von Schülerinnen und Schülern aus dem Raum Minden fast vollständig besetzt. Die ersten drei Reihen des 2. Ranges waren für das Adolfinum reserviert, von wo aus man einen guten Blick auf die Bühne, das hinter einem transparenten Vorhang stets sichtbare Orchester und Teile des hinter dem Orchester stehenden Chores hatte.
Der Dirigent Frank Beermann gab vor jedem der drei Akte des Musikdramas noch einen kurzen Überblick über die Handlung, bevor jeweils das Orchestervorspiel einsetzte.
Beeindruckend waren für die Schülerinnen und Schüler sowohl der Orchesterklang als auch die stimmgewaltigen Hauptdarsteller sowie der kraftvolle und reine Chorklang. Sehr gelungen war auch das teilweise bewegte Bühnenbild, das auf den transparenten Vorhang vor dem Orchester projiziert wurde. Die Bühne selbst war nur mit wenigen, zu verschiedenen Deutungen einladenden Requisiten bestückt, ein versenkbarer vorderer Teil der Bühne sorgte jedoch immer wieder für Überraschungen, indem zentrale Requisiten eingeführt wurden oder weitere Figuren in Erscheinung traten. Eine willkommene Abwechslung zu den eher handlungsarmen, im Gebiet der Gralsburg spielenden Akten 1 und 3, in denen sich manche Szenen sehr in die Länge zogen, war der quirlige Auftritt der „Blumenmädchen“ im 2. Akt, die auch stimmlich beeindruckten. Die Handlung des 2. Aktes gipfelte in einer stimmlich extrem fordernden Auseinandersetzung zwischen dem Helden Parsifal und seiner Kontrahentin Kundry, unterstützt vom Orchester, das den Akt im Fortissimo beendet.
Nach dem 1. und 2. Akt gab es jeweils eine halbe Stunde Pause, die man vor dem Theater bei strahlendem Sonnenschein für ein stärkendes Picknick nutzen konnte. Nach dem 3. Akt, der mit der Erlösung der Gralsritter durch den neuen König Parsifal prachtvoll mit Chorgesang und Orchester endet, gab es lang anhaltenden, begeisterten Applaus für alle Mitwirkenden; aber auch die Erleichterung, diese anstrengende Opernaufführung überstanden zu haben, war den Schülerinnen und Schülern anzumerken. So ging es mit dem Bus zurück nach Bückeburg, wo wir pünktlich zum Ende der 10. Schulstunde das Adolfinum erreichten.
Auch wenn die Musik Wagners für viele gewöhnungsbedürftig und teilweise auch anstrengend ist, so wird dieser eindrucksvolle Opernbesuch sicherlich allen lange in Erinnerung bleiben.
Agnes Bergmann-Thiel