Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch kleine widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lasse.
Adolph Knigge
Das war auf der Klassenfahrt der 10.4 nach Berlin ein Leichtes, denn die widrigen Zufälle waren lediglich zwei Verspätungen der deutschen Bahn auf dem Hinweg, Schwierigkeiten löste meist eine Nachfrage in der Whatsappgruppe und wirklich böses Wetter sowie schlechte Kost gab es schlicht nicht. Aber lest selbst…
Tag 1: Es ging los… Der Tag der Klassenfahrt stand vor der Tür und alle waren aufgeregt. Treffpunkt war um 8:40 Uhr am Bahnhof Bückeburg. Wie zu erwarten waren alle pünktlich, bis auf die Bahn…. In Hannover haben wir auf mehr Glück gehofft, vergeblich. Der ICE 845 kam mit einer Verspätung von 40 Minuten in Hannover zum Stehen.
Nach Ankunft im Hotel bezogen wir die Betten und packten unsere Koffer sorgfältig aus. Bis auf das 4er-Zimmer der Jungs… Die spielten auf ihrer mitgebrachten PS4 Fifa. Anschließend trafen wir uns um 15:00 Uhr vor dem Eingang des Hotels und spazierten gemeinsam den Ku‘Damm bis zum KaDeWe entlang. Dort trennten sich unsere Wege für Freizeit und Kleingruppen versammelten sich, um gemeinsam zu essen, zu shoppen oder Berlin zu erkunden. Um 21:30 Uhr trudelten alle wieder im Hotel ein und nach einer Reflexion des Tages „fielen alle erschöpft in ihre Betten“. Zugfahren mit der Deutschen Bahn ist doch anstrengender als erwartet, aber wir freuten uns stets auf die kommenden Tage und träumten von einer spannenden Woche in Berlin.
Tag 2: Gegen halb zehn machten wir uns fertig, um uns vor dem Hauptbahnhof mit einem 2.04 Meter großen Mann eine Stadtführung durch Teile Berlins zu unternehmen. Vom Bahnhof ging es über das Regierungsviertel mit dem Parlament der Bäume und einigen interessanten Anekdoten über diverse Denkmäler und Künstlerobjekte zu den beiden Denkmälern der ermordeten Homosexuellen und der ermordeten Juden. Wir endeten nach guten zwei Stunden beim Bebelplatz, wo die Nazis 1933 die Bücher verbrannt hatten. Nach dieser Führung wurde uns noch einmal deutlicher bewusst, was Berlin für ein geschichtsträchtiger Ort ist. Anschließend trennten wir uns für die Freizeit, um Museen – wie das Naturkundemuseum – oder Ausstellungen wie „Körperwelten“ zu besuchen, im Alexa zu shoppen, zum Berghain oder zur East-Side-Galery zu gehen, die Parallelklasse zu treffen oder in den Zoo zu gehen.
Am 3. Tag der Klassenfahrt sind wir morgens zur Gedenkstätte Hohenschönhausen gefahren und haben uns mithilfe eines Zeitzeugen über die Zeit der DDR informiert. Nach der Tour hatten wir ein paar Stunden Freizeit, in der wir leckere Teigtaschen und anschließend ausgefallene Cookies bei „Round&Edgy“ gegessen haben. Gestärkt konnten wir unsere Shopping-Tour durch Souvenirläden entspannt fortsetzen.
Mit der ganzen Klasse vereint sind wir mit der Bahn in die Nähe der Bernauer Straße gefahren. Auf dem ca. 25-minütigen Spaziergang zur Gedenkstätte der Berliner Mauer hat unsere Klasse einen exklusiven Einblick in Frau Buchers früheren Wohnsitz in Berlin bekommen. Endlich angekommen hat unser Guide uns einige spannende Fakten zu der Berliner Mauer und der Zeit der Teilung Deutschlands erklärt. Anschließend konnten wir uns in unserem Hotel ein wenig ausruhen und stärken.
Abends dann das Highlight: Ein Besuch im Theater des Westens! Vor Ort haben wir zunächst die Bauweise bestaunt und anschließend das Musical „Ku‘damm 59“ angeschaut. Abgesehen von einem (kleinen) Zwischenfall – ein Scheinwerferträger löste sich während der Aufführung von der Decke, ein Sänger konnte sich gerade noch rechtzeitig wegducken – war das Stück wirklich sehr eindrucksvoll und hat uns alle sehr geflashed. Müde aber glücklich sind wir dann irgendwann ins Bett gefallen…
Tag 4: Heute straffes Programm: Zuerst eine Führung im alten Flughafen Tempelhof, der nicht nur Schauplatz für viele bekannte Filme – darunter Tribute von Panem – als Drehort gedient hat (der Tourguide hat z.B. Keanu Reeves persönlich getroffen). Auch hier war es spannend zu hören, welche größenwahnsinnigen Vorstellungen die Nazis hatten, auf dem Dach eine Zuschauertribüne für bis zu 100.000 Menschen zu bauen. Die Eingangshalle glich mit einer ursprünglichen Höhe von 15 Metern einem griechischen Göttertempel. Obwohl einige Flächen und Gebäude des stillgelegten Flughafens genutzt werden, sind ein Drittel der Fläche ungenutzt (ca. 100.000 Quadratmeter). Die freie Grünfläche mit ihren Landebahnen kennt man von Social Media als bekannten Influencer-Spot für Sporteinheiten oder Picknickgelage.
Danach ging es zum Haus der Wannseekonferenz. Das Surreale dieses geschichtsträchtigen Ortes zeigte sich besonders in Anbetracht der Tatsache, dass wir im Schatten der prächtigen Villa mit Blick auf den im Sonnenschein glitzernden Wannsee dem Tourguide lauschten, welche grausamen Maßnahmen zur schnelleren Koordinierung des Holocaust hier vor gut 80 Jahren von hochrangigen Mitgliedern der Reichsregierung beschlossen worden waren.
Abends war Ausklang angesagt: Im großen Jungenzimmer trafen wir uns auf Pizza, KFC und allerlei Süßigkeiten zum Plaudern in großer Runde und tauschten amüsanten Lehrer- und Schülertratsch aus.
Tag 5: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat sich die Klasse gegen 22.30 Uhr spontan dazu entschieden, sich noch einmal auf den Weg zum Brandenburger Tor zu machen. Dort angekommen und fasziniert vom Anblick des berühmten Brandenburger Tores bei Nacht, wurde erstmal ein TikTok mit allen gedreht. Außerdem haben wir als Klasse Volleyball vor dem Brandenburger Tor gespielt. Kurz nach 0 Uhr sind wir zurück ins Hotel gefahren, da wir alle noch unsere Koffer packen mussten. Weil „das Packen“ so lange dauerte, hatten die meisten aus unserer Klasse wenig bis gar keinen Schlaf.
Noch müde von der langen Nacht, ging es zum letzten Frühstück im Hotel und kurz darauf mit gepackten Koffern direkt zur S-Bahn. Als jeder seinen im ICE reservierten Platz ergattert hatte, fielen bei den ersten schon die Augen zu. Als wir dann knappe zwei Stunden später gut gelaunt, aber mit Nackenschmerzen aufgewacht sind, waren wir doch alle froh wieder zuhause zu sein und den verpassten Schlaf nachzuholen.
Aber das Schönste war am Ende die Bilder der anderen zu sehen und gemeinsam über die eigenen Erfahrungen zu lachen.
Klasse 10.4 (mit Frau Bucher und Frau Dübner)