Goethes „Faust I“ oder auch „Der Tragödie erster Teil“ stand am Wochenende auf dem Spielplan der Bückeburger Kulturszene, veranstaltet vom Theater JuST e.V.. Das Besondere daran war einerseits, dass es sich um eine Open Air-Veranstaltung im Schlosspark handelte. Zum zweiten hatten Schülerinnen und Schüler des Adolfinum in Form einer Projektwoche die Möglichkeit, bei der Inszenierung von Gerhard Weber und Axel Schmidt-Scherer mitzuwirken. Der DS-Kurs des 12. Jahrgangs von Frau Vespermann erhielt Einblicke in die Arbeit einer professionellen Theaterproduktion und begleitete die verschiedenen Prozesse bis hin zur Generalprobe am vergangenen Donnerstag, die unter anderem von den Deutschkursen der Oberstufe des Adolfinum sehr gut besucht war.
Leonie Hermann, Franziska Steffen, Leon Hoffmann und Otto Kurucz aus dem 13. Jahrgang spielten sogar in der Inszenierung mit, übernahmen kleinere Rollen als Tänzer, im Chor oder als sich zuprostende Gäste in Auerbachs Keller.
Der Zauber der Open-Air-Bühne entfaltete vor allem gegen Ende des ersten Teils seine Wirkung, als die Dämmerung die Magie der Hexenküchen-Szene unterstrich. Die Stelle im Park vor der alten Brasserie war für den Bühnenaufbau hervorragend gewählt, trennte der kleine Bach den Spielplatz mit den verschiedenen Bühnenelementen vom Zuschauerraum und unterstrich somit den mystischen Inhalt aus Goethes Tragödie, was ein Zugewinn für die gesamte Atmosphäre war. Hinzu kam die Besetzung durch hochkarätige Schauspieler: Jürgen Morche als umtriebiger Faust und Gerry Hungbauer als ausgeklügelter Mephisto.
Die Modernisierung traf nicht den Geschmack aller Schüler, doch das Feedback der Besuchergruppen war überwiegend positiv: Besonders gelobt wurden schauspielerische Leistung und Bühnenbild, die altertümliche Sprache kam nicht so gut bei den Jugendlichen an; wer unvorbereitet gekommen sei, habe wenig verstanden. Auch reflektierten viele sehr einsichtig, dass der schulische „Zwang“ zur kulturellen Bildung im Nachhinein seine positiven Seiten gehabt habe, aber man wünsche sich beim nächsten Mal ein leichter verständliches Stück – und eventuell einen späteren Schulbeginn am Folgetag.
Zugegeben: Die lange Schaffensperiode Goethes sowie die schier endlose Zahl an Interpretationen geben eine Ahnung der Bedeutungsschwere des Stückes. Aber vielleicht geht es manchmal gar nicht so sehr um das Verstehen; vielleicht steht manchmal das (Theater-)Erlebnis an erster Stelle.
DUB