Am Nikolaustag traten am Adolfinum im Rahmen des 65. Vorlesewettbewerbs die fünf Klassensieger des 6. Jahrgangs mit ihrem Lesekönnen in einen spannenden Wettstreit. Während die aktuelle Pisastudie wenig Anlass zur Freude über den Stand deutscher Bildungsbemühungen gibt, bot die gestrige Veranstaltung am Adolfinum einen kleinen Lichtblick in diesem Bereich. Hier zeigte sich nämlich, dass es durchaus Schüler gibt, die gern lesen, viel lesen und vor allem: anderen gelungen vorlesen.
Mit Engagement waren die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6.1 bis 6.5 am Start und stellten Passagen aus ihren Lieblingsbüchern vor. Jeder durfte zunächst drei Minuten lang eine selbstgewählte Passage lesen. Anschließend mussten die Kinder dann in einer zweiten Runde ihr Können an einem ihnen unbekannten Fremdtext unter Beweis stellen.
Letztlich konnte Betül C. aus der Klasse 6.4 die Jury ganz besonders mit ihrer Vorleseleistung überzeugen. Nachdem man ihr bei der Lektüre „Weltenspringer“ von James Riley schon gern zugehört hatte, war es faszinierend, dass sie dem Fremdtext „Wolf“ von Saša Stanišić noch mehr Leben einhauchte. Für Betül war dies übrigens nicht der erste gewonnene Vorlesewettbewerb. Auch in der vierten Klasse der Grundschule am Harrl war die Jury ihr bereits gewogen gewesen. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass sie erst seit fünf Jahren in Deutschland lebt.
Neben Betül gingen auch die anderen Teilnehmer mit einer Klassensiegerurkunde nach Hause. Auf dem zweiten Rang reihte sich Samuel P. aus der Klasse 6.2 ein, es folgten Luana X. aus der 6.5 auf dem dritten Platz, Alea W. (6.3) teilte sich den vierten Platz punktgleich mit Greta N. (6.1).
Doch es gab noch mehr als eine Urkunde: Die beiden Bückeburger Buchhandlungen Frommhold und Scheck hatten sich wie in den Vorjahren kollegial zusammengetan, um für jeden Klassensieger zusätzlich ein Buchgeschenk bereitzustellen. Über den Einsatz der Buchhändlerinnen bei der Lektüreauswahl und als fachkundige Mitglieder der Jury freut sich das Adolfinum jedes Jahr, denn hier weiß man, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, im Vorweihnachtstrubel Mitarbeiter bereitzustellen, wo man doch auch im Laden jede helfende Hand gebrauchen kann. Neben den Zweitplatzierten der Klassen bestand die Jury aus Frau C. Schulte-Vetter von der Buchhandlung Frommhold, aktuellen und früheren Lehrern des Adolfinums (G: Keuler, F. Schücke, M. Warner und M. Robben-Jones) sowie C. Busch, der Leiterin der Adolfiner Bücherei.
M. Warner